verkoken

verkoken
ver|ko|ken 〈V.〉
I 〈V. tr.; hat〉 etwas \verkoken in koksartigen Zustand überführen
II 〈V. intr.; istzu Koks werden

* * *

Ver|ko|ken, Ver|ko|kung: Koks, vgl. Schwelung.

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ver|ko|ken <sw. V.; hat:
(Kohle) in Koks umwandeln.
Dazu:
Ver|ko|kung, die; -, -en.

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Verkoken,
 
Verkokung, thermische Behandlung von Kohle, Holz, Ölschiefer u. ä. Brennstoffen unter Sauerstoffausschluss bei Temperaturen zwischen 700 ºC und 1 300 ºC. Bei niedrigeren Temperaturen spricht man von Schwelen.
 
Große Bedeutung für die Herstellung von Hochofenkoks (Koks) hat das Hochtemperaturverkoken von Steinkohle in Kokereien. Dabei wird Kokskohle (besonders Fett- und Gaskohle mit 19-35 % flüchtigen Bestandteilen) mit gutem Backvermögen überwiegend in diskontinuierlich arbeitenden Horizontalkammeröfen verkokt. Die Kohle wird in Ofenkammern eingefüllt, von denen bis zu 500 zu einer Koksofenbatterie zusammengefasst sind. Zwischen den Kammern befinden sich Heizzüge, mit deren Hilfe die Kammerwände aus feuerfesten Materialien auf 900-1 300 ºC aufgeheizt werden. Fortschreitend von der Kammerwand zur Kammermitte werden aus der Kohle zunächst Feuchtigkeit und adsorbierte Gase entfernt. Von etwa 250 ºC an werden flüssige Kohlenwasserstoffe ausgetrieben (Vorentgasung), ab 400 ºC erfolgt ein Abbau der Kohlematrix (Pyrolyse) unter weiterer Entgasung (Bildung von Methan, polyzyklischen Aromaten u. a.). Die Kohle geht dabei unter Blähen in den plastischen Zustand über. Ab 600 ºC vollzieht sich unter Wasserstoffabgabe der Übergang des Pyrolyserückstands zunächst in Halbkoks und dann in Koks. Die Garungszeit liegt zwischen 12 und 30 Stunden. Der Koks wird aus der Kammer in einen Löschwagen gedrückt und durch Berieselung mit Wasser abgelöscht. Aus dem Koksofen-Rohgas scheidet sich bei der Abkühlung zunächst Teer ab. Nach der Entfernung von mitgerissenen Teertröpfchen, Ammoniak, Benzol und Schwefelwasserstoff kann das überwiegend aus Wasserstoff, Methan, Stickstoff und Kohlenoxid bestehende Gas (Kokereigas, Koksofengas) für Heizzwecke verwendet werden.
 
Das traditionelle Vielkammersystem entspricht wegen des schlechten energetischen Wirkungsgrades (etwa 38 %) und aus Umweltschutzgründen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Neue Konzepte (z. B. Großraumverkokungsreaktor) sind in der Entwicklung.
 
Geschichtliches:
 
1710 stellte der britische Unternehmer Abraham Darby (* 1677, ✝ 1717) einen für die Eisenverhüttung geeigneten Koks aus Steinkohle her und schuf damit eine wichtige Grundlage für die industrielle Revolution in England. Vom Ende des 18. Jahrhunderts an wurde Koksofengas für die Straßen- und Hausbeleuchtung verwendet, und in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die technische Nutzung von Teerprodukten (z. B. zur Holzkonservierung, Herstellung von Dachpappe). Eine auf den Produkten der Verkokung aufbauende Kohlechemie gibt es seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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ver|ko|ken <sw. V.; hat: (Kohle) in Koks umwandeln.

Universal-Lexikon. 2012.

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